DENKMALSCHUTZ, NATUR- UND UMWELTSCHUTZ

Wer heute Buchara, Chiwa oder Samarkand besucht, wird nicht selten überrascht beobachten, mit welchem Aufwand die islamischen Bauten, die Zeugnisse Großer Kulturepochen restauriert werden. Restaurationsarbeiten Anhand alter Vorlagen und mit Hilfe spezieller, von Generation zu Generation überlieferter handwerklicher Fertigkeiten wurden gerade im Lauf der letzten Jahre nicht wenige jahrhundertealte Baudenkmäler so hervorragend instandgesetzt, dass man mit Abu Tahir Hodscha aus Samarkand sagen konnte: «… und die lasurfarbenen Himmel – sie sahen bisher noch nie ein Bauwerk von solch außergewöhnlicher Schönheit.»

Aber auch im Rahmen der Stadtplanung und Stadtsanierung wird man sich immer starker der hohen Verantwortung für das einmalige Erbe ungezählter Generationen bewusst und versucht – soweit es die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel überhaupt erlauben – alte Bausubstanz zu sichern und zu erhalten und weitestgehend in die veränderte Umwelt einzubinden. Aufgrund der nach dem Zerfall der Sowjetunion einsetzenden Reislamisierung erfahren aber auch die weniger bekannten Baudenkmaler, die typisch muslimischen Bauwerke besondere Beachtung und Pflege. Überall werden die über Jahrzehnte zweckentfremdeten Moscheen und Medresen nach Rekonstruktion oder Renovation wieder ihrer tradierten Nutzung zugeführt. Denkmalschutz ist auch in Zentralasien kein Fremdwort mehr, im Gegenteil. Denkmalschutz bedeutet für alle Regionen eine ständige Herausforderung – sicher auch unter dem Aspekt zu erwartender «Touristenstrome».

In den Republiken Zentralasiens gibt es heute eine Reihe von Naturschutzgebieten und Naturreservaten, deren Flora und Fauna besonderen Schutz genießen. Ala Artscha im Hochgebirge von Kirgistan, Repetek, ein Wüstenreservat unweit von Turkmenabat, Badchys, ein blühender Garten im Süden Turkmenistans oder Tschatkal und Sarytschelek in den Ausläufern des Tienschan sind nur einige Beispiele für einen engagierten Naturschutz. Besondere Erwähnung verdient aber auch das 1975 eingerichtete Nuratau-Naturschutzgebiet südlich von Taschkent, dessen Schutz und Pflege der Naturschutzbund Deutschland in Absprache mit der Republik Usbekistan ideell und finanziell unterstützt. Zu den Hauptaufgaben der usbekischen Naturschützer gehören u.a. eine Analyse des Ist-Zustandes der von Menschen genutzten Landschaft, aber auch der Schutz von Pflanzen und Tieren, z. B. der Sewerzow-Bergschafe.

Nicht weniger eindrucksvoll sind die zahlreichen botanischen Garten, in denen gezielt Samen ausgebracht und Jungpflanzen von Sträuchern und Bäumen gesetzt werden, um sie bestimmten Umweltbedingungen anzupassen. Auch an der Züchtung von neuen Pflanzenarten sowie an der Erforschung verschiedener Pflanzenkrankheiten und des Waldsterbens wird intensiv in den wissenschaftlichen Zentren dieser Garten gearbeitet.

Mit fortschreitender Industrialisierung der Republiken ist auch der Umweltschutz zu einem alle Schichten der Bevölkerung interessierenden Thema geworden. Untersuchungen ergaben, dass die Versalzung und Verseuchung des Bodens sowie die Verschmutzung des Grund- und Oberflächenwassers, z. B. durch Pflanzenschutzmittel, die zulässigen Grenzwerte mancherorts beachtenswert überschritten haben. Welche Maßnahmen zu ergreifen waren, um das gestörte ökologische Gleichgewicht einer Region oder einer Stadt wiederherzustellen, auf welche Weise besonders gefährdete Landstriche vor einer Naturkatastrophe bewahrt werden können, ob eine Beeinflussung der Umwelt durch physikalische, technische oder chemische Eingriffe überhaupt noch zu rechtfertigen ist – dies sind die Fragen, mit denen heute Politiker, Wissenschaftler und Vertreter der Industrie in zunehmendem Maße von der Öffentlichkeit konfrontiert werden.

Doch es gibt auch eine Umweltkatastrophe: das unaufhaltsame Austrocknen des Aralsees, der noch in den 1960er-Jahren etwa 120-mal so groß war wie der Bodensee. Schon lange entspricht die in den Atlanten eingezeichnete Größe nicht mehr den Realitäten, und die einstigen Hafenstädte Aralsk und Muinak sind seit Jahren von Wanderdänen umgeben. Das Sterben des Aralsees war jedoch bereits vorprogrammiert, als Anfang der 60er-Jahre aufgrund ehrgeiziger  Plane die Bewässerung von Wüstenflächen – vornehmlich für den Baumwollanbau – mehr und mehr ausgedehnt wurde. Die dem Amu Darja und Syr Darja entzogenen Wassermengen haben im Laufe der Jahre derart zugenommen, dass beide Ströme dem Aralsee als Wasserlieferanten praktisch nicht mehr zur Verfügung stehen. Von dem einst viertgrößten See der Welt (1960 etwa 70000 km2), dem fischreichen Aralsee (vornehmlich Brassen und Barben) ist nur noch eine schale Salzlake  übriggeblieben. Dadurch wurde das flache Seeufer um 50 km, stellenweise sogar 100 km landeinwärts zurückgedrängt.

Eine Austrocknung des Aralsees aber hat zur Folge, dass ungeheure Mengen Salz des früheren Meeresbodens und Fein Erde frei gesetzt werden – Schätzungen gehen von bis zu 75 Mio. Tonnen jährlich aus die der Wind viele hundert Kilometer weit in die benachbarten Republiken transportiert, im Jahresdurchschnitt etwa 500 kg/ha. Schon heute ist abzusehen, mit welchen irreparablen Folgeschaden für die nächsten Jahre zu rechnen ist. Augenscheinlich wissen die Bewohner Zentralasiens, wovon sie reden, wenn sie sagen: «Wenn der Amu Darja heute stirbt, sterben wir alle morgen.»