Die Türken (6. Jh.)

Mitte des 6.Jh. siedelten im östlichen Sibirien und in der Mongolei Nomadenstamme. die in der Geschichte unter dem Namen Oghusen oder auch Türken bekannt geworden sind. Ebenfalls Turk Völker waren die Karluken, die Kirgisen und die Uiguren, die zusammen mit den Oghusen das Gebiet zwischen Oxus und Jaxartes, Ili, Tschu und Tarim allmählich zu einem «Türkenland» (Turkestan) machten, indem sie ihr Nomadenleben aufgaben und sesshaft wurden. Nur am Rande sei hier vermerkt, dass es augenscheinlich die muslimischen Eroberer nach der Araber-Invasion gewesen sind. die den Namen «Türken» als Sammelnamen für sämtliche Turk Völker verwendet haben.

Nach ihrem Einbruch in den zentralasiatischen Raum zerschlugen die Türken mit den Sassaniden das Reich der Hephthaliten und teilten sich ihren Besitz. Die Türken erhielten Sogd; Schah Chosrau I. (530-70) bekam Baktrien, das er aber umgehend wieder an die Türken abtreten musste. Als unmittelbare Nachbarn Persiens versuchten die Türken in der Folgezeit den bislang von den Sassaniden kontrollierten Ost-West-Handel auf ihr Gebiet zu ziehen und verbündeten sich zu diesem Zweck sogar mit Byzanz. Dieses Bündnis war jedoch nicht von Bestand. In einem Zweifrontenkrieg fielen die Türken im Westen in byzantinisches Gebiet ein und entrissen im Osten den Sassaniden weite Teile Ost Irans.

Die ersten Türken. die zur Sesshaftigkeit übergegangen waren, vermischten sich mit der ansässigen Bevölkerung, und es war nicht ungewöhnlich, dass schon damals einige Bereiche Zentralasiens zweisprachig wurden. Ebenso verschmolz sogdischer Zoroastrismus mit türkischem Schamanismus zu einer Mischreligion (Synkretismus). Eine besondere Rolle spielte in dieser Zeit der grundbesitzende Landadel. die dechkane,  die in befestigten Burgen wohnten und über eine eigene Truppe von Gefolgsleuten verfügten, die aber nur in Krisenzeiten unter türkischem Oberbefehl standen. Nicht weniger Einfluss hatten die Kaufleute in den Städten, die durch den blähenden Karawanenhandel zu Reichtum und Macht gekommen waren. Bei der Suche nach neuen Absatzmarkten wollte der sogdische Adel nicht abseits stehen und unterstützte die Türken beim Ausbau ihrer ausgedehnten Handelsbeziehungen zwischen Westasien und China.

Der sich immer starker ausweitende Ost-West-Handel  führte entlang der Großen Seidenstraße zu einer Vielzahl von Städtegründungen, die in der kulturellen Entwicklung Zentralasiens eine führende Rolle übernehmen sollten. Das wachsende Unabhängigkeitsbewusstsein der zahlreichen Kleinstaaten  führte die Städte jedoch immer starker in die Isolation und machte sie unfähig, sich vor der drohenden Gefahr aus Südwesten zusammenzuschließen: Neue Eroberer waren auf den Plan getreten, die für die weitere Geschichte nicht nur Zentralasiens, sondern des gesamten Nahen und Mittleren Ostens von entscheidender Bedeutung werden sollten: die von ihrer Sendung überzeugten Araber, welche zum Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen aufgebrochen waren.

Nachdem Jesdegerd III. (632-51), der letzte Herrscher des Sassanidenreichs, vergeblich seine ehemaligen Feinde, die Türken, gegen die einbrechenden Araber zu Hilfe gerufen hatte, blieb ihm als einziger Ausweg nur noch die Flucht. 651 jedoch wurde er in Merw von den Arabern ermordet, und mit seinem Tod hatte das einst so mächtige Reich der Sassaniden aufgehört zu bestehen. Aber auch die Türken waren nicht in der Lage, das Erbe der Sassaniden anzutreten, da sie selbst von den Chinesen angegriffen wurden und ihre politische Souveränität verloren hatten. Anfang der 80er-Jahre des 7. Jh. jedoch waren sie so weit erstarkt, dass sie über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren mit den Arabern um die Vorherrschaft in Zentralasien kämpfen und ein neues Türkenreich aufbauen konnten.

Das älteste und wichtigste Denkmal zur Geschichte der Türken sind die Orchon-Inschriften (benannt nach einem Fluss in Sibirien). Sie enthalten neben politischen Informationen Nachrichten über das religiöse (Totemismus) und kulturelle Leben sowie über die soziale Struktur und die (nomadische) Wirtschaft der im Türkenstaat vereinigten Völker. Diese Texte sind das erste Dokument, das von den Türken selbst in ihrer eigenen Sprache (einem türkischen Runen Alphabet) verfasst wurde, und sie beziehen sich fast aus schließlich auf den Zeitraum zwischen 630 und 680.