Die Chinesen (650-752)

Der Zerfall des Türkenreichs in ein östliches und ein westliches Khanat sowie die durch Bürgerkrieg und Stammesfehden geschwächte Position ihrer Khane veranlassten die Chinesen, in den zentralasiatischen Raum vorzustoßen. Im Jahr 650 besetzten sie das Siebenstromland – den heutigen Grenzbereich zwischen Kirgistan und Kasachstan – und versuchten weite Gebiete Zentralasiens in das Verwaltungssystem ihres Reiches einzugliedern. Und so prallten auch chinesische und arabische Machtanspräche aufeinander, als die Araber in das von den Türken verlassene Turkestan eindrangen. Im Kampf um die Vorherrschaft gewannen die Chinesen die Oberhand, während die Araber aufgrund innerer Auseinandersetzungen um Mohammeds Nachfolge nur mühsam ihre eroberten Besitzungen verteidigen konnten.

Durch den Einbruch der Tibeter in Ostturkestan im Jahr 670 wurde Chinas Einfluss in Westturkestan gebrochen, und Zentralasien zerfiel in eine Vielzahl von Kleinstaaten, etwa die von Buchara und Samarkand, die schutzlos den neuen Invasoren – den Arabern – ausgeliefert waren. In der Folgezeit fielen die Chinesen wiederholt ein und versuchten ihre alte Position in Zentralasien wiederzugewinnen; 751 jedoch fiel in der Schlacht am Talas im Siebenstromland die Entscheidung zugunsten der Araber und damit endgültig auch zugunsten des Islam und seiner Kultur. Während der nächsten tausend Jahre wagte es China nicht mehr, in den Bereich von Westturkestan einzudringen. wo der Islam seine Vorherrschaft konsequent ausbauen konnte.

Die Herrschaft der Chinesen über die zwischen Oxus und Jaxartes siedelnden Völker war nur von relativ kurzer Dauer. Trotzdem gelang es ihnen, das Leben und die Kultur im zentralasiatischen Raum nachhaltig zu beeinflussen.