Oasen

Die wichtigsten Siedlungsraume Zentralasiens, die Größten Städte und Anbaugebiete befinden sich in den fruchtbaren Flusstalern und in den feuchten, schattigen Oasen. In den von den Nordwinden geschätzten Talern des Kopet-Dagh z. B. wachsen bei fast subtropischem Klima Granatapfel, Mirabell- und Mandelbäume, und sogar Dattelpalmen konnten in dem milden Klima akklimatisiert werden. Aber auch im Tal des Surchandarja, im südlichsten Usbekistan, gibt es subtropische Kulturen, wo – wenn auch unter Großen Schwierigkeiten – Zuckerrohr angebaut wird.

Am Unterlauf des Amu Darja liegt – zu beiden Seiten des bräunlich trüben Flusses – Choresm, das, wie Ausgrabungen vermuten lassen, zu den ältesten bewirtschafteten Oasen in Zentralasien gehört. Seine Anfänge liegen wohl in der Bronzezeit. Auch wenn in den weiten Oasen Usbekistans die Baumwolle noch den Größten Raum einnimmt, so werden in verschiedenen Obst- und Gemüseplantagen vermehrt Aprikosen, Feigen, Melonen, Apfel und Tomaten, aber auch Wein angebaut, und an einigen Stellen findet man auch Reis und Luzernefelder. Nicht zu übersehen sind die vielen Pappeln und Tamarisken sowie unzählige Maulbeerbäume, die für die berühmte Seidenraupenzucht unverzichtbar sind.

Als die größte und reichste Oase Zentralasiens gilt das Ferghana-Tal südöstlich von Taschkent, das abgesehen von einer Öffnung nach Westen völlig von Bergen eingeschlossen ist. Baumwollfelder, Obst- und Gemüsegarten und dazwischen immer wieder landwirtschaftliche Siedlungen stoßen hier so eng aneinander, dass die optimale Ausnutzung dieser für Zentralasien wohl einmaligen Kulturlandschaft zu einer extrem hohen Bevölkerungsdichte fährt (im Gebiet von Andischan z. B. etwa 400 Ew./km2).

Das Tschu-Tal schließlich, unweit von Bischkek in Kirgistan, entwickelte sich gerade im Lauf der letzten (ahrzehnte zu einer üppigen Oase und wurde zum Siedlungsraum für zahlreiche Dorfer kirgisischer – und aufgrund der früheren politischen Situation – auch russischer und ukrainischer Bauart. Hier werden mit großem Erfolg Zuckerrüben und Tabak angebaut.

Wenn es gelingt, den gegebenen Boden ausreichend zu bewässern, dann kann auch in einem Gebiet wie Tadschikistan, das zu neun Zehnteln aus Gebirge besteht, oder Kasachstan, das lange Zeit landwirtschaftlich brachlag, Neuland kultiviert und als Siedlungsraum erschlossen werden. Während früher für diese Aufgabe eine ungeheure Anzahl von Menschen erforderlich war und, wie die Geschichte zeigt, auch zur Verfügung stand, unterstützt heute die Technik den Menschen in seinem Bestreben, seinen ihm eigenen Kulturraum zu erhalten und zu verbessern.