Flora und Fauna

Eine Reise durch Zentralasien zeigt, dass nicht nur die bekannten Oasenstädte oder die Großartigen Statten des Islam Beachtung verdienen, sondern auch die faszinierend schonen Landschaftsraume. Neben den ausgedehnten Anbaugebieten – beispielsweise den Großen Oasen mit ihren reichen Obst und Gemüseplantagen und endlosen, smaragdgrünen Baumwollfeldern oder dem Süden Turkmenistans mit seinen tiefrot blühenden Mohnfeldern – gibt es noch genügend Naturräume, die den Reisenden mit ihren vielfaltigen Landschaftsbildern und der jeweils charakteristischen Flora und Fauna beeindrucken.

Im Süden Turkmenistans findet man die wildwachsenden heimischen Tulpen, Hyazinthen und Schwertlilien, aber auch die aus Schilf, Sträuchern und Bäumen bestehenden Tugai, die nahezu undurchdringlichen und bis zu 3 km breiten Uferwälder des Amu Darja. Erwähnenswert sind auch die «Wüsten Wälder» der Karakum mit ihren scheinbar abgestorbenen, Strauch ähnlichen Baumen: dem weißen Saxaul mit seinen winzig kleinen, die Wasserverdunstung minimierenden Blattern, sowie der schwarzen Art. die sich selbst auf salzhaltigen Boden zu halten vermag. Eine besondere Überlebensstrategie entwickeln die Sandakazien, die ihr Wurzelwerk in horizontaler Richtung bis zu 30 m ausbreiten: überzeugende Beispiele einer optimalen Anpassung an Umweltbedingungen.

So erfährt der Reisende, dass die Wüste nicht wüst und leer und die Hungersteppe keine Steppe ist und dass es Tiere gibt, die aus energetischen Gründen nicht nur den Winter, sondern auch den Sommer verschlafen und nur im Frühjahr aktiv sind – die Wüsten-schildkröten. Extrem hohe Sommertemperaturen, eine alles auszehrende Dürre und der ständig dahinfegende, erodierende Wüstenwind lassen die weiten Sandflachen tatsachlich leblos erscheinen. Sobald aber die Hitze nachlässt, beginnt die Wüste sich zu regen. Neben mehr als tausend verschiedenen Insektenarten gibt es Nagetiere, vor allem die Sand- und die Wüstenspringmaus, außerdem Eidechsen und Schlangen, darunter die Sandrasselotter und die Sandviper, die giftig sind. sowie die ungiftige kleine Sandboa; darüber hinaus leben in der Wüste unzählige Schildkröten, Füchse, Wolfe und Wüstenwarane – einer des anderen Feind. Und über diesem Meer von Sand kreisen hier und da Vogel und suchen ebenfalls Beute zu machen. Zu ihnen gehören, um nur zwei interessante Arten hervorzuheben, die raffinierten Wüsten Häher, die ihre erbeutete Nahrung (Insekten und Samenkörner) verstecken. um sie bei Bedarf wieder auszugraben, sowie die Kalander Lerchen, die weniger als gute Sanger, sondern vor allem als Stimmimitatoren bekannt sind.

Im Verhältnis zur bescheidenen Wüsten Flora und -fauna konnte die Vegetation und Tierwelt der vom Klima begünstigten Bergregion fast paradiesisch genannt werden. Hier sind sowohl die mitteleuropäischen Tierarten anzutreffen als auch die typisch zentralasiatischen oder indo-tibetischen, etwa Braunbär, Schneeleopard, Kropfgazelle (dscheiran),  Wildesel (kulan), Hermelin und Nutria, Pamir Schaf und Jak sowie, neben Fasan, Schwalbe und Goldamsel, auch Kondor und Aasgeier.

Jeder Besucher Zentralasiens wird die Vielfalt der Landschaftsräume auf seine Art wahrnehmen – bald als eine gottverlassene Region, bald als einen riesigen botanischen oder zoologischen Garten, und sich von den Gegensätzen, die hier wie sonst nirgendwo aufeinander treffen, gefangen nehmen lassen.