Das Reich der Parther

Das Kernland des später so mächtigen Parther Reichs war Parthien, das sich über die Gebiete des heutigen südlichen Turkmenistan und des Nordostiran erstreckte. Im frühen 3. Jh. v. Chr. drangen die Parner – ein den Skythen verwandter indogermanischer Nomadenstamm aus Südrussland – unter ihrem Anführer Arsakes in Parthien ein und begründeten die Dynastie der Arsakiden, die sich in der Folgezeit Parther nannten. Bald begann der neue Staat sich auszudehnen und die Provinzen des auseinanderbrechenden Seleukidenreichs zu erobern. Im Lauf weniger Jahrzehnte war es den Parthern gelungen, ein Weltreich aufzubauen. das im Osten bis zum Indus, im Westen bis nach Mesopotamien und im Norden bis nach Merw und an den Oxus reichte. Die erste Hauptstadt im Partherreich war Nisa mit Mithridatkert, der «Festung des Mithridates»; Alt-Nisa, die Königsburg.

Unter Mithridates II. (124-87 v. Chr), dem Großen, erreichten parthische Truppen den Euphrat, wo es zur ersten Konfrontation mit den Römern kam (92 v. Chr.). Großen Ruhm in der antiken Welt errangen die Parther durch die Schlacht von Karrhae (53 v. Chr.), in der es ihnen gelang, die Legionen des Crassus vernichtend zu schlagen. 10 000 römische Gefangene wurden in die ferne Margiane deportiert, um sie – wie Plinius berichtet – für die Bewachung der Ostgrenzen des Partherreichs einzusetzen. Erst 20 v. Chr. konnten die Gefangenen in ihre Heimat zurückkehren. In der Folgezeit rangen die beiden Weltmachte R5mer und Parther immer wieder um die Vorherrschaft in den eroberten Gebieten an Euphrat und Tigris, in Syrien und Armenien, bis schließlich die Sassaniden als neue Machthaber im zentralasiatischen Raum die Parther auch in ihrem Kampf um Rom ablösten.

Zeugnisse ihrer Kunst haben die Parther auf dem heute zu Turkmenistan gehörenden Gebiet im Bezirk von Aschgabat (nach V.M.Masson mehr als 40 Ruinen, Überreste von Siedlungen, Festungen und Höfen), vornehmlich aber in den Städten Nisa und Merw hinterlassen, wo dank intensiver Grabungen 2000 Jahre alte Palaste, Kultstätten, Schatzkammern, Wirtschaftsgebäude und sogar Weinlager unter den mittelalterlichen Ablagerungen freigelegt werden konnten.

Die zahlreichen Grabungen und Funde belegen, dass im Lauf ihrer 500-jährigen Geschichte die Parther eine eigene Kunst und Kultur entwickelt und gepflegt haben, die sich eindeutig an hellenistischen und iranischen Vorbildern orientierte, aber auch gegenüber Impulsen aus Pergamon und Alexandria aufgeschlossen war. In der Architektur setzte sich die Ziegelbauweise mehr und mehr durch, und bei der Errichtung von Kultbauten waren die Trompen Kuppel auf quadratischem Sockel sowie der Iwan vorherrschende Elemente. Auch und gerade unter den Parthern hat Zentralasien bedeutende Leistungen der Kunst und Kultur nicht nur aus Ost und West aufgenommen, sondern auch über die Große Seidenstraße bis nach Rom und an den Indus vermitteln können.