Angewandte Kunst – ziseliert und vergoldet

Große Bedeutung wurde in Zentralasien aber auch der Metallverarbeitung und -bearbeitung zugemessen. Beeindruckend ist daher die Zahl der reichverzierten Gegenstände: Schmuck, Geschirr (u.a. Silberschalen der Samaniden!), aber auch Waffen, Instrumente, Werkzeuge und vieles andere mehr, was heute vielerorts von der alten Kunst und Kultur der Völker Zentralasiens Kunde gibt.

Zu den besonders wertvollen «Miniaturen» ist der Schmuck in seinen mannigfaltigen Formen zu rechnen, der im Leben sowohl der sesshaften Bevölkerung als auch der Nomaden einen nicht geringen Stellenwert hatte. Ähnlich anderen alten Kulturen erfüllte aber der Schmuck auch hier recht unterschiedliche Funktionen: magische in Form von Amuletten und Talismanen, praktische als Fibel oder Schnalle, schmückende – z. B. Ketten, Ringe, Reifen, Broschen – und schließlich nicht selten die der stabilen Kapitalanlage.

Die Materialien, die bei der Schmuckherstellung Verwendung fanden, waren vorwiegend Edelmetalle (Silber und Silberlegierungen), aber auch Messing, vergoldet oder versilbert, sowie Messinglegierungen, Als Schmucksteine schätzte man besonders Karneol und Achat, daneben Korallen, Türkise und nicht selten farbiges oder farbig unterlegtes Glas. Was die Schmuckform und – ornamentik betrifft, so waren diese ebenso vielfaltig wie die als Vorlage dienende Natur: Blüten, Blätter und Tiere wie Hirsche, Widder, Vogel und Insekten. Aber auch geometrische Muster und abstrakte Konstruktionen, denen nicht selten eine magische Bedeutung zugeordnet wurde, lassen sich in alten und neuen Schmuckdarstellungen wiedererkennen. Und dass sich der Austausch von Ideen und Materialien über die Große Seidenstraße auch auf die Gestaltung und Herstellung von Schmuck auswirkte, kann in unzähligen Beispielen beobachtet werden.

Die Zeit, in der Frauen ihr ganzes Kapital ständig bei sich trugen – Schmuck in einem Gesamtgewicht bis zu 18 kg -, um im Fall einer Scheidung nicht ganz mittellos zu sein, gehört auch in Zentralasien der Vergangenheit an. Im heutigen Alltag spielt der Schmuck nur eine sekundäre Rolle. Zu festlichen Anlässen jedoch – z, B. zur Hochzeit erinnern sich vor allem junge Mädchen und Frauen wieder ihrer Tradition und tragen Große Ohrringe, vielgliedrige Ketten und Armreifen – meistens Erzeugnisse neueren Datums, die sich aber streng an die überlieferten Formen anlehnen.